Informations-Amok: Zu viel Wissen frisst Intelligenz

DAYDIVE - Informations-Amok: Zu viel Wissen frisst Intelligenz

Heute gibt es was über Informations-Amok. Wer von euch hat einen Ordner auf dem Rechner, wo Sachen rein kommen, die man noch mal lesen oder anschauen will? Wer hat diesen Ordner mit Informationen, die man noch mal gebrauchen könnte? Wer von euch hat mehr als 100 Objekte in diesen Ordnern? Ich habe eine gute Nachricht für dich: Es ist alles halb so schlimm.

Informationen Sammeln und verstecken

Ich arbeitete als Freiberufler wie ein Eichhörnchen „Nüsse-verstecken-und-Nüsse-wieder-suchen“, um dann zu sehen wie Kinder Streichholzmännchen draus machen. Bei mir heißt es nur: Projekt bearbeiten, Geld einströmen lassen, um während der projektlosen Zeit wie ein Reh im Scheinwerferlicht zuzusehen, wie das Geld aus kaputten Eimern wieder komplett in den Kreislauf zurück fließt. Projekt suchen, Nüsse sammeln… ich bin aber kein Eichhörnchen. Was mache ich falsch? Habe ich zu wenig Informationen gesammelt?

Leben in Gelee

Hamsterrad, Tretmühle, Schimpansen-Jobs. Und ich mittendrin. Als flinkes Eichhörnchen. Körperlich, finanziell und geistig am Limit, war mir klar, dass ich dringend was ändern muss. Aber wo anfangen? Geld verbrannt, Kundenprojekte unerträglich, körperlich runtergerockt und die heiße Leidenschaft, die ich meinte im Kopf zu haben, war nur noch die Kompostwärme allerlei vergangener Gedanken. Aber ich war frei, alles zu tun was ich will. Aber was will ich? Ich lebe auf Mallorca, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, ich liebe Palmen… perfekte Voraussetzungen, um lachend durchzustarten. Hast du dir mal vorgestellt wie es wäre in Gelee zu leben? Du kannst alles sehen, alles denken… aber irgendwie ist jeder einzelne Move extrem kräftezehrend?

Hab ich zu wenig Information?

Ich denke, jeder kennt das, dass man sich eigentlich das Leben anders vorgestellt hat. Und könnte man wie man wollte, dann würde man komplett anders leben. Gesünder, freier, beweglicher, sportlicher, reicher und überhaupt noch viel leichter. Ich kann euch was verraten: Ich bin in der Situation, dass ich mein Leben jederzeit genau so neu starten kann. Könnte. Wenn ich… wollte? Ich will. Sehr. Und ich nutze jeden Tag im Gelee dazu genau das vorzubereiten. Ich renne jede Sekunde, Tonnen von Gelee verdrängend. Wie Unkraut nachwachsende Probleme aus dem Weg räumend, zu oft trinkend, rauchend und zu wenig schlafend. Aber ich bin auch lesend, Webinare schauend und Hörbücher hörend, Informationen wie ein Schwamm aufsaugend. Interessant, dass Gelee nach der Aufnahme von Kopffutter für gewisse Zeit weicher wird, ohne dass faktisch etwas passiert wäre. Härter wird es wieder wenn man sich um einzelne „Probleme“ kümmern muss.

Ein Problem ist eine Frage, die noch keine Antwort hat

Wie sagt Thaddaeus Koroma? Ein Problem ist eine Frage die noch keine Antwort hat. Okay, dann sorgen wir mal für Antworten. Ich habe ja alle Informationen: Körperbewegung, Geld verdienen, coden, denken, nicht denken, Ernährung beachten, Pausen einplanen, Schlafen, trotzdem wach daliegen, limitierende Glaubenssätze, gewünschtes Verhalten, auf mich achten und Yoga will ich sowieso schon seit 2007 machen. Es sind ca. 1.000 Baustellen mit 5.000 Antworten und nächtelangen Gesprächen über Baustellen. Meine Baustellen, anderer Leute Baustellen. Baustellen, die Baustellen bauen. Lösungswege, Ratschläge, Stelldichein, stell dich auf, bearbeite das Problem, gehe zurück in die Kindheit, gehe direkt dorthin, gehe nicht über Los, ziehe keine 4000 Mark ein. Schwachsinn.

Hyper-Symptomanie*: übertriebene Fokussierung auf einzelne Symptome

Dieses ganze Hin-und-Her-Gerede über einzelne Symptome kostet viel Zeit und sorgt, außer für Verwirrung, nur für neue Probleme und erweiterte Symptome, für mehr Geleefestiger und Energieverlust. Das ist wie mit Medikamenten: Eine Pille löst ein Problem, ruft aber eventuell ein anderes hervor, für das es aber auch eine Pille gibt. 27.000 Pillen und alle lösen irgendein lebensbedrohliches Problem und schaffen vielleicht dafür ein anderes, aber nicht ganz so tödliches. Rote Pillen, gelbe Pillen, blaue Pillen, grüne Pillen, bunte Pillen, kleine Pillen, große Pillen, Kapseln, Tabletten und Zäpfchen. Wenn auch nur das letzte ursprünglich dafür gedacht ist, finde ich sie alle für’n Arsch. Okay, too much Information.

Gemeinsamkeiten von Pharmazie und digitalen Informations-Amok Produkten

André Loibl hat es auf den Affilidays 2016 sehr schön ausgedrückt: 27.000 mögliche Wege und jeder sagt, dass es ohne dieses [______]** gar nicht funktionieren kann und du niemals nie das Leben leben wirst, das du willst.  27.000 mögliche Wege und Du kannst nur einen gehen. Die Frage, welcher der richtige Weg ist, ist schnell beantwortet: Jeder ist der Richtige, solange du eine Wahl triffst und endlich los läufst. Da man aber nicht fragt welches der Richtige, sondern welcher ist der Beste ist, der einen am Erfolgreichsten, am Schnellsten und Coolsten voran bringt, kann man sich eigentlich auch gleich wieder hinsetzen.

**Zutreffendes bitte einsetzen: Freebook, eBook, Report, ultimative-must-have-Tool, Seminar, Coaching, geheime Wissen, Webinar, Webinar über Webinare, Mastermind…

Information ist nicht gleich Information

Information ist nicht gleich Information. Ein Ordner voller interessanter PDFs, Bilder und Videos ist natürlich eine Menge Information. Ich muss den Unterschied zwischen Informationen auf einer Festplatte und Informationen im Kopf nicht erklären, aber es ist trotzdem ein schönes Beispiel. Gelernte Informationen, abgespeichert in deinem Kopf, sind gut. Aber wenn du eine Information noch nie ausprobiert hast, hast du eigentlich keine Ahnung, ob sie dir hilft oder nicht. Dazu musst du die Information ausprobieren.

Jede Information enthält genau 2 Funktionen

Eine Information hat im Prinzip genau 2 Funktionen: 1. sie hilft dir oder 2. sie hilft dir nicht. Solange du Informationen aber nicht angewendet hast, kannst du nicht mit Sicherheit sagen wie die Informationen dir helfen, ob sie also für dein Ziel relevant sind oder nicht. Nehmen wir die Information, dass „ein günstiges Auto dich genauso von A nach B bringt, wie ein teures“. Ergo: günstiges Auto kaufen. Nee, Moment, dann müssten ja alle nur günstige Autos fahren? Ich zum Beispiel habe gar kein Auto und brauche auch keines und komme trotzdem von A nach B. Information ist also höchst individuell. Für den einen ist es so, für den anderen ist es genau umgekehrt.

Deshalb kann es „das Beste“ auch nur in der Theorie geben

„Das Beste“ setzt einen Vergleich von mindestens 2 Alternativen voraus. Die Unterlassungsalternative zähle ich als vollwertige Wahlmöglichkeit dazu. Schauen wir uns das Beispiel der 27.000 Ohne-mich-gehts-nicht Pillen an. Jeder hat für sich das beste Produkt entwickelt. Gefühlt habe ich diese 27.000 digitalen Produkte alle angeschaut und mindestens 18.000 davon in meinem Noch-mal-anschauen-Ordner in der Dropbox gespeichert. Sollte ich von diesen Produkten „das Beste“ heraussuchen, kann ich das eigentlich erst sagen, wenn ich alle ausprobiert und auf hilfreich oder nicht-hilfreich überprüft habe. Alle ausprobieren… ich hoffe, du bist auch der Meinung, dass das Unsinn ist.

Zu viel Information müllt dir die Birne zu

Es gibt so viele tolle Informationen, aber irgendwann ist es auch mal zu viel. Ich nenne diesen Zustand „Informations-Amok“. Mit diesem ganzen Wissen bist du so schlau, dass du fast alle möglichen, aber theoretischen Optionen kennst… Wenn du jetzt versuchst daraus „das Beste“ auszuwählen, müsstest du eigentlich erst alle Informationsoptionen durchspielen. Dazu gehören natürlich auch alle sinnvollen und sinnfreien Kombinationsmöglichkeiten. Es kommt zur je-schlauer-je-dümmer-Starre.

Die Informationsflut beginnt, deine Intelligenz zu fressen. Du wirst unfähig zu reagieren. Die vielen frischen Informationen haben deinen Denkapparat verstopft, zugemüllt und lahm gelegt. Ein Effekt, den ich gern mit dem Niedergang nahezu aller antiken Weltmächte vergleiche. Man weiß so viel, ist sauschlau und kann den einfachen Denkmustern anderer Leute nichts mehr entgegensetzen. Eine Art „Informationsdekadenz“ sieht überall Fehler, die andere machen. Voll von Wissen und Regeln und doch nicht Reaktionsfähig. Derweil stürmen die Dummen die Burg und reißen die Weltmächte, eine nach der anderen, vom Sockel. Die machen das einfach, die machen einfach was sie können, mit den Mitteln die sie haben. Hindernisse werden mit den vorhandenen Mitteln aus dem Weg geräumt oder überbrückt. Dabei nutzt jeder was er hat, nicht mehr. Der eine ’nen Wagen, der Nächste ein Pferd, der Dritte zu Fuß. Jeder perfekt gerüstet. 27.000 Tools doch jeder nimmt exakt nur die Tools, die er für seine Aufgabe benötigt. Attacke!

Gibt es Eiscreme zum downloaden?

Hast du dich in die Informations-Amok Falle geritten oder lahmst schon an der Informations-Dekandenz, dann rate ich dir eines: Informations-Abstinenz. Newsletter abmelden, Facebookdiät machen, raus schauen. Informations-Amok kommt ja eigentlich daher, dass du keine Ahnung hast, was du machen willst. Das ist wie digitales Frustfressen, sozusagen. Vorm Monitor sitzend, eine Information nach der anderen reinschieben. Was mit Eiscreme bei Liebeskummer funktioniert, funktioniert auch mit Informationen bei Lebensfrust in der Eichhörnchenhölle. Aber eben nur kurz.

Was ist die Lösung von Informations-Amok?

Zusätzlich zur Informations-Diät, gibt es genau einen Weg aus dieser Situation und der ist: nach Vorn. Jetzt sollte es schnell und einfach gehen. Normalerweise tappt man in diese Falle, weil man keine Idee hat, wo es lang gehen soll. Die schnellste Möglichkeit bietet das Benchmarking. Suche dir 2-3 Leute, die so sind, leben und arbeiten wie du auch gern würdest und ahme sie nach. Diese Leute werden deine neue Messlatte:

  1. Märkte scannen – Schaue wie Leute leben, schaue um dich herum, überlege welche Lifestyles dir gefallen oder gefallen haben. Schaue dir Leute an, die dich begeistern.
  2. Potentialanalyse – Überlege dir wie du leben willst. Frei, finanziert und flexibel? Reich, mit Haus am See? In was für einem Umfeld möchtest du den Rest deines Lebens verbringen? Prinzessin, Rockstar, Playboy oder Familienmensch? Überleg dir wie sich dieses Leben anfühlen soll.
  3. Wettbewerbsanalyse – Schau dich genau nach diesem Leben um. Suche Benchmarks, suche 2-3 Leute, die so sind und leben wie du es auch willst. Studiere diese Benchmarks, sprich sie an, frage wie sie dahin gekommen sind, frage ihnen ein Loch in den Bauch.
  4. Kopiere – Kopieren geht über studieren – Schaue wie deine Benchmarks dort hin gekommen sind, wo sie heute sind, schaue was die machen und mache es nach. Auf diese Weise weißt du sehr schnell was zu tun ist. Der richtige Weg ist der, den du gehst. Erst mal egal, wer ihn schon gegangen ist.
  5. Modelliere – Nimm nun das was dir bei deinem Benchmark gefällt und mache es genau so. Modelliere dabei deinen eigenen Teil dazu. Gehe nun deinen neuen Weg und kümmere dich dabei AUSSCHLIESSLICH um Informationen, die du BENÖTIGST, um weiter zu kommen.

Benchmarking ist nur für den Anfang wichtig, denn es soll dir nur helfen den ersten Schritt zu machen. Du sollst nicht werden wie dein Benchmark, du sollst nur eine Idee kriegen, wo es lang geht . Auf diesem Weg wirst du deine 27.000 Ohne-mich-gehts-nicht-Pillen ausprobieren und schnell 26.580 davon in die Tonne werfen. Nun kommst du endlich an die Wegpunkte, wo du selber siehst, welche Informationen du brauchst, um voran zu kommen. Und hängst du einmal fest, kannst du deine Benchmarks her nehmen und die Frage beantwortet sich teilweise bereits von selbst.

Kopiere den Weg des Benchmarks, nicht die Persönlichkeit

Wenn du also merkst, dass du in der Informations-Amok-Falle hängst und deine Intelligenz gerade in Gelee eingelegt wird, suche dir ein Funkfeuer, auf das du auch bei Nebel zufliegen kannst. Ich selbst habe meine Benchmarks für verschiedene Bereiche. Dabei geht es darum, den Weg deiner Benchmarks zu kopieren, nicht aber deren Persönlichkeit, denn du willst lediglich einen schnellen Indikator haben, an dem du dein Vorankommen messen kannst oder den Weg wieder findest, wenn du deinen Weg mal verloren hast. Also… Attacke!!!!

Auf zu neuen Taten!

*Das Wort gibt es nicht, das habe ich mir ausgedacht, die Vorgehensweise hingegen ist allgemein anerkannte und angewandte Praxis. (>>zurück zur Textstelle)

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